Knittelsheim   

 

Knittelsheim liegt zwischen Rhein und Hardt auf halber Strecke an der L509 zwischen Germersheim und Landau. Es wird in nordöstlicher Richtung begrenzt durch Wiesen und ein weitläufiges Waldgebiet mit einem wohl einmaligen Bestand an exotischen Bäumen, die durch die früher in der Gemeinde ansässige Baumschule Schott gepflanzt wurden. Der als Waldlehrpfad ausgeschilderte "Forstpfad" bietet eine beeindruckende Vielfalt an Fauna und Flora die ihresgleichen in der näheren und weiteren Umgebung sucht.

Im Südwesten prägt fruchtbares Ackerland das Landschaftsbild. Der Boden erlaubt den Anbau fast aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse. Aufgrund der milden klimatischen Bedingungen in der Rheinebene gedeiht Salat und Gemüse besonders prächtig.
Während bis in die 70er Jahre noch Tabak in erheblichem Umfang angebaut wurde, ist heute der Salatanbau dominant.Geerntet wird mehrmals jährlich von März bis Oktober. Höchste Erhebung ist der als Weinberg bebaute Gollenberg mit 138 m ü.M.

Eine lückenlose Ortschronik gibt es nicht. So zählt Knittelsheim,  insoweit sich Geschehenes heute auf dem Papier nachforschen läßt, zu jenen Dörfern, welche ihre Vergangenheit zum Teil verloren haben. Dabei deutet die Lage des Dorfes unweigerlich auf historische
Bewegtheit hin. Bei Ausgrabungen am sogenannten "Hochweg" wurden mehrere Gräberfelder aus der Römerzeit (etwa 200 n.Chr.) entdeckt. Dieser Hochweg - eine frühere Römerstraße - zog sich über Knittelsheim nach Bellheim. Mündliche Überlieferungen besagen, daß am heutigen Römerplatz ein römischer Signalturm gestanden haben soll.

Wie Queichheim , Offenbach, Ottersheim, Bellheim und Sondernheim liegt Knittelsheim im Queichtal. Das Bild des Dorfes trägt  unverkennbar die Charakteristika einer bäuerlichen Siedlung, wie man sie auch in den anderen Dörfern findet. Die Gründung fällt wohl in die Zeit der fränkischen Landnahme und der Ort findet erstmals Erwähnung im Weißenburger Codex Traditionum (808) unter dem Namen "Cnutilesheim". (Als weiter Ortsnamen sind Knutelsheim 1309, Knuttelsheim 1318, Knittelßheim 1403, Knuttelsheym 1401, Knytelsheim 1468 belegt.)

Der Name Cnutilesheim ist zurückzuführen auf - Heim des Cnutil = Verkleinerung zu Cnuta - die gleichnamige Ritterfamilie, welche in der Region in vielen Urkunden auch im Zusammenhang mit anderen Gemeinden Erwähnung findet.


Knittelsheim war zunächst reichsunmittelbares Dorf, wurde dann an den Pfalzgrafen verpfändet und später zum kurpfälzischen Gebiet erklärt, wo es bis zur Aufhebung der Territorial-Herrschaften im Jahre 1798 beim kurpfäzischen Oberamt Germersheim verblieb. Im Jahr 1234 schenkte Heinrich v.Lachen und die Brömser v.Rüdesheim Rechte und Güter ans Kl. Herb. Auch das Kloster Hördt hatte im Jahr 1254 vom Johanniterhaus Heimbach und den Brömser v. Rüdesheim verschiedene Gerechtsame und Gefälle erhalten. Den Zehnten hat Kurfürst Friedrich der I. im Jahr 1470 von Friedrich von Rosenberg und Friedrich von Fleckenstein erkauft, welcher ihn, als eine Zugehörde der Herrschaft Madenburg besessen hatte. Aus demselben bezog zuletzt der Ortspfarrer 1/3, Kur Mainz 1/3 und den Rest die Heidelberger Hochsschule, geistliche Verwaltung, der Deutschorden und die paulischen Erben zu Landau.

Unter Pfalzgraf Franz Ludwig V. wurde im Jahr 1200 die erste Katholische Kirche in Knittelsheim erbaut. Von dieser ursprünglich
spätgotischen Kirche ist bis zum heutigen Tag nur der unterste Teil des 4 stöckigen Turmes erhalten. Dieser wurde im 15. Jahrhundert und letzmals im Jahr 1739 aufgestockt. Die derzeitige Kirche wurde im Jahr 1833 bis 1836 errichtet. Unter Kurfürst Ottheinrich wurde Knittelsheim im Zuge der Reformation 1665 zur reformierten Pfarrei. Kirche Pfarrhaus und kirchlicher Besitz gingen an die Reformierten über. Im Jahr 1587 wurde von den Grafen zu Fleckenstein das Pfarrhaus neu erbaut. Die reformierte Pfarrei von Knittelsheim ging in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges unter. Danach wurden die Reformierten von Offenbach geleitet. Im Rahmen der spanischen Erbfolgekriege (1705) fiel die Kirche wieder an die Katholiken zurück. Die heutige evangelische Kirche wurde im Jahr 1830/31 errichtet, nachdem die 1749 erbaute Kirche 1827 abgebrochen werden mußte.

Aus dieser Zeit (1792) liegen auch erste Statistiken über die Knittelsheimer Gemeinde vom damaligen Schultheißen Schott vor. Danach gab es damals

77 Feuerstätten und 479 Einwohner.
95 Männer, 88 Weiber
54 Söhne in der Schule, 43 Töchter in der Schule
6 Söhne in der Lehre
72 Söhne bei den Eltern, 93 Töchter bei den Eltern  
9 Knechte, 15 Mägde

Es wurden 20 Kinder geboren und 10 Personen verstarben. Es gab 2 Schulmeister im Dorf und eine Pfarrer mit 2 Mägden. Der Viehbestand belief sich auf 35 Pferde, 102 Kühe, 26 Rinder und Kälber, 200 Schafe und 120 Schweine . Es gab 771 Morgen  bürgerliches Ackerland, 200 Morgen freie Wiesen und an Wald besaßen die bürgerlichen 70 Morgen. Es gab damals 4 Maurer, 1 Metzger, 1 Müller, 2 Schildwirte, 2 Schmiede, 3 Schneider und 1 Schuhmacher .

Ab 1700 (ältester Grabstein im Kirchgarten von 1728 ) ist das Geschick und die Geschichte der Gemeinde für mehr als 200 Jahre sehr stark mit dem Namen der Familie Schott verbunden. Der letzte Bürgermeister aus der Fanilie , Peter Schott, starb im Jahre 1742. Die Familie betrieb eine Samenhandlung und später mit sehr viel Erfolg eine Baumschule und Klenganstalt und hatte auf diesem Gebiet nicht nur in Deutschland sondern in der ganzen Welt einen erstklassigen Ruf.

Besonders zu erwähnen sind Daniel Schott (1774 - 1833) und Karl Peter Schott ( - 1942). Daniel Schott war der erfolgreichste Geschäftsmann der Familie. Er kaufte im Jahr 1803 für 78 000 Goldfranken 157 ha Acker und Wiesen von dem durch die Franzosen säkularisierten Besitz des Domkapitels Speyer und errichtete 1816 auch die Kreutzigungsgruppe auf dem Römerplatz. Karl Peter Schott machte als Forscher auf dem Gebiet der Nadelholzbäume fundamentale Entdeckungen. Die wirtschaftliche Bedeutung lag unter anderem darin, daß die Frauen und Mädchen des Dorfes, aber auch bis zu 50 "Butzelrobber" ein regelmäßiges wenn auch bescheidenes Einkommen hatten. 1942 wurde der Betrieb an die Gräflich Schaesberg`sche Forstbaumschule verkauft.

Zu Beginn der 50er Jahre vollzog sich auch in Knittelsheim ein erheblicher Strukturwandel. Aus der Landgemeinde bildete sich mehr und mehr eine Arbeitnehmerwohngemeinde. Die Erwerbstätigen verdienen Ihren Lebensunterhalt in Gewerbe- und Industriebetrieben der näheren und weiteren Umgebung. Einer der größten Arbeitgeber für die Knittelsheimer ist seit den 60er Jahren " die Mercedes" in Wörth. Das fruchtbare Ackerland wird heute im wesentlichen von 3 Vollerwerbsbetrieben überwiegend in Sonderkulturen (Salat, Gemüse, Zwiebeln) bewirtschaftet.

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